Kulturwandel bei UNIQA: Alle sind eingeladen, sich zu engagieren
Ein Gespräch mit Jacqueline Go, Leiterin des Culture Office.
2021 hat UNIQA mit einer gruppenweiten Kulturbefragung und der Gründung eines Culture Office die Weichen für eine Neugestaltung der Unternehmenskultur gestellt. Die Zielkultur, die auf Grundlage der Befragung definiert wurde und die es in der gesamten Gruppe zu verankern gilt, ist geprägt vom Zukunftsprogramm UNIQA 3.0. Sie stellt eine neue Art der Zusammenarbeit dar und unterstützt die Mitarbeitenden bei ihrer persönlichen Entwicklung zu „Inspiring Coaches“. Wir haben mit der Leiterin des Culture Office Jacqueline Go darüber gesprochen, wie eine Unternehmenskultur greifbar wird, was UNIQA anders macht, um die Transformation umzusetzen, und ob sich ein Kulturwandel überhaupt messen lässt.
Du leitest das Culture Office bei UNIQA. Was sind denn eure Aufgaben?
Das Culture Office ist die zentrale Anlaufstelle für das Kulturthema innerhalb von UNIQA. Wir sehen unsere Rolle in erster Linie in der Orchestrierung der Kulturtransformation und der Unterstützung aller Fachbereiche und Länder durch unsere Expertise. Zu unseren Kernaufgaben gehört die Festlegung einer Kulturtransformationsstrategie und die Entwicklung von Kulturinitiativen im Einklang mit dem UNIQA 3.0 Zukunftsprogramm. Zu diesen Initiativen gehören beispielsweise Experimentation & Storytelling Journeys sowie diverse Kultur-Workshops.
Das Vorantreiben des Kulturwandels liegt allerdings in der gemeinsamen Verantwortung aller Mitarbeitenden – dafür zählen wir auf jede einzelne Person. Denn nur wenn jede Person ihren Beitrag zur Verbesserung und Veränderung leistet, können wir langfristig unsere Zielkultur und Unternehmenswerte verankern und vorleben.
Was ist eigentlich eine Unternehmenskultur? Und warum ist ihre Veränderung bei UNIQA deiner Meinung nach so wichtig?
Wenn wir zehn Personen fragen, was Kultur für sie bedeutet, erhalten wir wahrscheinlich zehn verschiedene Antworten. Das liegt daran, dass Kultur individuell empfunden und verstanden wird. Für uns ist die Unternehmenskultur jedoch viel mehr als nur ein Bauchgefühl. Sie zeigt sich in unseren Überzeugungen, Verhaltens- und Denkweisen und ist von den gemeinsam gelebten Normen und Werten unserer Organisation geprägt. Gleichzeitig gibt sie uns Mitarbeitenden eine Orientierung vor – dafür, wie wir uns untereinander verhalten und für die Art und Weise, wie wir Probleme lösen können. Denn viele Herausforderungen werden wir nur dann erfolgreich meistern können, wenn wir entsprechend unserer Guiding Principles agieren und eng zusammenarbeiten.
Wir leben in Zeiten rasanter Veränderungen, auf die wir uns einstellen müssen. Eine starke Unternehmenskultur ist ein echter Wettbewerbsvorteil und die Basis, um unsere wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Daher wollen wir eine Kultur gestalten und prägen, die uns am besten in der Umsetzung unserer UNIQA 3.0 Strategie unterstützt und dabei hilft, erfolgreich zu sein. Die Kultur, die uns hierhergebracht hat, ist nicht dieselbe, die wir für die Zukunft brauchen.
Ein wichtiger Treiber für einen Kulturwandel sind die Führungskräfte. Häufig wird Unternehmenskultur von ihnen jedoch nur verordnet. Ist das bei UNIQA anders?
Ich sehe die Führungskräfte als den wichtigsten Hebel für unseren Kulturwandel. Bei UNIQA erwarten wir von ihnen, dass sie den Kulturwandel nicht bloß einfordern, oder das Zielbild vorgeben, sondern die angestrebten Werte und Verhaltensweisen selbst vorleben. So können sie das Verhalten der Mitarbeitenden und damit die Kultur unmittelbar beeinflussen. Dies gelingt aber nur, wenn sich die Führungskräfte ihrer Verantwortung auch tatsächlich bewusst sind und dementsprechend handeln. Daher laden wir auch sie zu unseren Experimentation & Storytelling Journeys ein. Im Rahmen dieser Experimente übersetzen sie die Zielkultur in Taten und können diese gleich ausprobieren.
Wie sieht die Veränderungsstrategie aus? Wie treibt ihr den Kulturwandel voran?
Die Entwicklung einer Veränderungsstrategie für den Kulturwandel erfordert ein ganzheitliches Vorgehen, das unser Zukunftsprogramm UNIQA 3.0 mit den Kulturinitiativen verbindet. Mithilfe einer gruppenweiten Kulturbefragung haben wir 2021 zunächst erhoben, welche Kultur wir im Unternehmen haben. Auf Grundlage dieser Befragung wurden die Guiding Principles mit der Zielkultur in Einklang gebracht. Sie stellt eine neue Art der Zusammenarbeit dar, bei der sich die Menschen ermutigt fühlen, Verantwortung zu übernehmen, Initiative zu ergreifen und über gewohnte Grenzen hinweg zu kooperieren; bei der wir handeln und Fehler erlaubt sind. Der Gedanke „Customer First“ steht dabei immer im Mittelpunkt.
Vor rund einem Jahr haben wir dann damit begonnen, im Rahmen von Train-the-Trainer-Programmen interne Mitarbeitende als Kulturtrainerinnen und -trainer auszubilden. Diese unterstützen Kolleginnen und Kollegen dabei, in sogenannten Experimentation & Storytelling Journeys sowie Culture Hack Workshops alltägliche Herausforderungen in ihrem persönlichen Arbeitsumfeld und im eigenen Fachbereich zu lösen und so eine unternehmensweite Bewegung zu starten.
In diesem Jahr starten wir außerdem damit, unsere Employee Experience-Prozesse, wie zum Beispiel den Onboarding-Prozess, im Sinne der Zielkultur umzugestalten.
Bei den Experimentation & Storytelling Journeys wird also experimentiert. Worum geht es da genau?
Eine Unternehmenskultur lässt sich nicht von heute auf morgen verändern, das kann nur langfristig geschehen. Bei UNIQA wollen wir eine Kultur etablieren, in der Mitarbeitende mehr Verantwortung übernehmen können und größere Möglichkeiten zum Mitgestalten haben. Um das zu erreichen, müssen wir alte Gewohnheiten ändern, neue Erfahrungen machen und Überzeugungen schaffen. Am besten geht das, indem wir ins Tun kommen und experimentieren. Denn Experimente – ganz gleich, ob sie funktionieren oder scheitern – liefern uns wertvolle Erkenntnisse. Aus diesem Grund haben wir die Experimentation & Storytelling Journeys entwickelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erproben in Workshops und Coachings mit Unterstützung von ausgebildeten UNIQA Kulturtrainerinnen und -trainern Lösungsansätze für tägliche Herausforderungen und verbessern so ihr Arbeitsumfeld. Denn durch das selbstständige Lösen von Problemen können in kleinen Schritten neue Erfahrungen geschaffen und Fähigkeiten erlernt werden. Und wenn Mitarbeitende auf der Grundlage neuer Erfahrungen ihr Verhalten ändern, verändert sich langfristig auch die Unternehmenskultur.
Wie du selbst sagst, lässt sich eine Kultur nicht über Nacht verändern. Gibt es einen Richtwert, wie lange eine Transformation in der Regel dauert?
Nein, es gibt keinen Richtwert für die Dauer einer erfolgreichen Transformation. Der Kulturwandel braucht einen langen Atem und viel Konsequenz. Er ist ein kontinuierlicher Prozess.
Außerdem sind unsere Werte – die Guiding Principles – nicht einfach nur so dahingesagt. Wir können unsere Zielkultur nur dann erreichen, wenn wir sie wirklich ernst nehmen. Nehmen wir zum Beispiel ‚Integrität‘, das bedeutet, dass wir unsere Versprechen halten. Das jeden Tag in jeder Situation zu leben, ist eine sehr herausfordernde Aufgabe. Dasselbe gilt für das Übernehmen von Verantwortung und das Lernen aus Fehlern. All das ist nicht einfach und eine Herausforderung, der wir uns jeden Tag stellen müssen.
Eine starke Unternehmenskultur ist ein echter Wettbewerbsvorteil und die Basis, um unsere wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Daher wollen wir eine Kultur gestalten und prägen, die uns am besten in der Umsetzung unserer UNIQA 3.0 Strategie unterstützt und dabei hilft, erfolgreich zu sein.
Seht ihr schon erste Erfolge der Initiative? Lässt sich Kulturwandel überhaupt messen?
Ja, wir sehen bereits erste Erfolge: Mehr als 1.000 Mitarbeitende aus 14 Ländern haben sich 2022 aktiv an der Gestaltung unserer Unternehmenskultur beteiligt. Außerdem haben wir von unseren Kolleginnen und Kollegen sehr positives Feedback (4,5 von 5 Sternen) zu unseren Workshops bekommen. Und mit drei Auszeichnungen beim österreichischen HR Award und beim Business Culture Award in London haben wir sogar externe Anerkennung erhalten. All dies sind wichtige Meilensteine auf unserem Weg.
Ein Kulturwandel ist dann erfolgreich, wenn er langfristig Auswirkungen auf die Geschäftsergebnisse hat. Dies zu messen, ist natürlich schwierig. Unsere Zielkultur wurde auf Basis unserer Unternehmensstrategie definiert. Das heißt, wir glauben fest daran, dass uns eine Verhaltensweise im Sinne unserer Guiding Principles optimal bei der Umsetzung unserer Geschäftsstrategie unterstützt. Mithilfe von Kulturbefragungen werden wir erste konkrete und wahrnehmbare Veränderungen messen können.
Welche sind deiner Ansicht nach die größten Herausforderungen bei einer Veränderung der Unternehmenskultur?
Manche Gewohnheiten und tief verankerte Werte halten sich oft sehr hartnäckig. Daher ist die Veränderung von Verhaltensweisen an sich schon eine sehr große Herausforderung. Der Kulturwandel kann nur gelingen, wenn möglichst viele Kolleginnen und Kollegen dazu bereit sind, alte Muster aufzubrechen, Veränderungen zuzulassen und neue Strukturen zu etablieren. Darüber hinaus sollten wir alle dasselbe Zielbild vor Augen haben und uns in die gleiche Richtung entwickeln. Die neue Kultur muss sich in allen Köpfen verankern und von allen gelebt werden – vom Vorstand über die Führungskräfte bis hin zu den Mitarbeitenden.
Was passiert, wenn der Wandel nicht gelingt?
In unserer schnelllebigen Welt müssen wir in der Lage sein, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Daher brauchen wir bei UNIQA eine Unternehmenskultur, die dafür bereit ist. Denn eine zukunftsfähige Kultur ist auch ein wichtiger Faktor für die Arbeitgeber-Attraktivität. Der Kulturwandel erfordert also ein Umdenken auf allen Ebenen des Unternehmens. Wenn uns dies nicht gelingt, dann werden wir auf die Arbeits- und Wirtschaftswelt der Zukunft nicht optimal vorbereitet sein. Umso wichtiger ist es, dass wir über alle Bereiche und Ländergrenzen hinweg gemeinsam an einem Strang ziehen. Dann werden wir am Ende erfolgreich sein.
Zur Person:
Jacqueline Go arbeitet seit 2019 bei UNIQA und ist seit 2021 Leiterin des Culture Offices. Die Kanadierin hat Strategy & Transformation sowie Wirtschaftsgeschichte studiert und war in ihrer Heimat Kanada fünf Jahre im Bereich „Nachhaltigkeitsstrategie“ tätig. Die Gelegenheit, etwas zu bewegen und mit Menschen gemeinsam und strategisch einer Vision zu folgen ist für sie die größte Motivation in ihrem Job.
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