UNIQA & AXA: Die Kraft von Menschen und Marken zusammenführen
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Spannende Zeiten stehen bevor: AXA in Polen und Tschechien/Slowakei wird Teil der UNIQA Familie. Ein kurzes Gespräch mit Vinzenz Benedikt, dem Mann hinter der Akquisition. Warum war es für UNIQA die richtige Entscheidung und warum begann die wichtigste Aufgabe erst nach dem Abschluss des Deals?
Ein Unternehmen ist eine seltsame Sache. Man kann es füttern und gießen, aber es entwickelt sich vielleicht trotzdem nicht richtig. Wenn dann noch zwei Unternehmen dazukommen, wird es richtig kompliziert. Und hier kommt Vinzenz ins Spiel.
Vinzenz ist Leiter Fusion und Acquisitions bei UNIQA, kurz M&A. Seine Aufgabe ist es, für UNIQA interessante Versicherungsunternehmen zu finden, die er erwerben kann, dann eine erfolgreiche Transaktion durchzuführen und schließlich dafür zu sorgen, dass sich das neue Unternehmen gut in die größere UNIQA Struktur integriert. Das ist alles andere als einfach – und kann im wahrsten Sinne des Wortes über die Zukunft der gesamten Organisation entscheiden. Denn eine gut getimte, intelligente Akquisition macht ein Unternehmen stärker und fit für die Zukunft.
Im Herbst 2019 ergab sich für UNIQA eine neue Chance, nämlich die Übernahme von Tochtergesellschaften der AXA in Tschechien/Slowakei und Polen. Im Februar 2020 einigten sich UNIQA und AXA nach einem sehr kompetitiven Prozess auf einen Deal – vor einer Reihe von Mitbewerber:innen. Das war alles andere als Glück: "Wir haben den Vertrag unterschrieben, weil wir die richtige Einstellung hatten: Wir waren bescheiden, aber gleichzeitig sehr professionell und hatten effiziente Entscheidungsprozesse", erklärt Vinzenz.
Geholfen hat sicher auch, dass UNIQA die AXA schon lange im Visier hatte, mit konkreten Bemühungen seit 2017. Als sich die Chance für einen Kauf abzeichnete, war das gesamte Unternehmen bereit zuzuschlagen: Alle waren gut vorbereitet und so konnte sich das Top-Management schließlich die volle Rückendeckung des Aufsichtsrates holen. Das volle Engagement der Geschäftsleitung und des Aufsichtsrats war ein wichtiger Vorteil, denn es hat uns im Verhandlungsprozess geholfen, schnelle Entscheidungen zu treffen.
Schließlich ist jede Akquisition mit Risiken verbunden: "Auf den ersten Blick ist es für Führungskräfte immer weniger riskant, ein solches Geschäft nicht zu verfolgen", sagt Vinzenz, "aber dann verpassen wir vielleicht eine wichtige langfristige Chance." Es braucht unternehmerischen Mut, kontrollierte Risiken einzugehen, um das Unternehmen zu entwickeln und zukunftsfähig zu machen. Die UNIQA Führungskräfte haben die Transaktion genau analysiert, sind überzeugt, dass es der richtige Weg war und stehen voll hinter der Akquisition.
Die strategische Argumentation war klar: UNIQA wächst in ihren Kernmärkten in Mitteleuropa, gewinnt fünf Millionen Kund:innen und 2.100 Mitarbeiter:innen hinzu und profitiert von der Digitalisierungskompetenz der zugekauften Unternehmen. All das passte perfekt zur Unternehmensstrategie „UNIQA 3.0“.
Wir sind nicht mit der Einstellung 'wir haben euch gekauft, jetzt integrieren wir euch' hingegangen. Stattdessen lautete das Motto 'gemeinsam besser'. Wir haben eine klare Kommunikation auf Augenhöhe mit den AXA-Mitarbeitenden gesucht.
Selbst als klar war, dass der Deal abgeschlossen war, war die Arbeit noch nicht vorbei. Die erste Phase von M&A ist die Transaktion, die zweite ist die Integration: Die Umwandlung von zwei getrennten Einheiten in ein zusammenhängendes Unternehmen, ein Team. Hier liegt die größte Herausforderung, wie Vinzenz zugibt: Vor allem auf der Seite der übernommenen Firmen herrscht große Unsicherheit. "Man ist nervös, was jetzt passiert. Ob du deinen Job behältst, ob sich deine Situation verschlechtert." Mit diesen Unsicherheiten richtig umzugehen, entscheide über Erfolg oder Misserfolg der gesamten Operation.
Vinzenz erklärt seinen Ansatz: "Wir sind nicht mit der Einstellung 'wir haben euch gekauft, jetzt integrieren wir euch' hingegangen. Stattdessen lautete das Motto 'gemeinsam besser'. Wir haben eine klare Kommunikation auf Augenhöhe mit den AXA-Mitarbeitenden gesucht, Arbeitsgruppen mit Mitarbeitern beider Seiten gebildet und dafür gesorgt, dass alle Entscheidungen transparent sind. Auf diese Weise haben wir das Vertrauen und die Unterstützung der neuen AXA-Mitarbeitenden gewonnen.“
Einerseits hat die Pandemie die Akquisition nicht entgleisen lassen, sondern UNIQA hat mit voller Kraft vorangetrieben und wir konnten alle Ziele in – oder sogar vor der Zeit erreichen. Andererseits hat sie den Integrationsprozess erschwert. Denn der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen, vor allem, wenn es darum geht, zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen zusammenzubringen. Ziel sei es, dass sich alle als ein Team fühlen, betont Vinzenz, und das sei bei persönlichen Begegnungen leichter. Dennoch ist er beeindruckt, wie gut sich UNIQA und die AXA Tochtergesellschaften auf die Situation eingestellt haben und die Integration gelungen ist.
Ab Sommer 2021 ist die erste Etappe der Integration abgeschlossen. Viele Bereiche und Mitarbeiter:innen sind nun damit beschäftigt, diese weiter voranzutreiben, bis UNIQA und die AXA Tochtergesellschaften wirklich zu einer Einheit und einem Team geworden sind. Für Vinzenz ist die Arbeit in dieser Phase weitgehend getan. Bis es so weit war, hat es viel Arbeit gekostet. Es war, wie er sagt, eine "sehr herausfordernde und intensive Zeit für alle Beteiligten" – aber auch eine Zeit, die sehr viel Spaß gemacht hat, weil man mit vielen verschiedenen Menschen, aus verschiedenen Unternehmen und verschiedenen Ländern zusammenarbeiten musste. Für eine Aufgabe wie diese hat Vinzenz gerne Überstunden gemacht.
Vinzenz erinnert sich an viele denkwürdige und emotionale Momente. Sein Lieblingsmoment war die neue Re-Branding-Kampagne, bei der die Logos von UNIQA und AXA zu einem einzigen verschmolzen wurden. Da wurde ihm noch einmal bewusst, wie viel die beiden Unternehmen schon gemeinsam erreicht haben. Eine weitere besonders schöne Phase war die Geburt seiner zweiten Tochter. Das habe zwar wenig mit M&A-Integration zu tun, gibt er zu, aber es gibt ja auch ein Leben außerhalb der Arbeit.
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